Stoffgruppe | Anorganische Gase |
Formel | SO2 |
Eigenschaften | Reizgas, farblos, stechend riechend, leicht wasserlöslich, (Wahrnehmungsschwelle 0,8 bis 4,0 mg/m3), |
Entstehung | Schwefeldioxid
entsteht vorrangig als unerwünschtes Nebenprodukt bei Verbrennungsprozessen
durch Oxidation des Schwefels, der insbesondere in der Kohle und im Öl enthalten
ist. Hauptquellen sind Energie- und Wärmegewinnungsanlagen der Industrie,
des Gewerbes und nicht zuletzt des Hausbrandes. Es wird außerdem bei der Erzverarbeitung, Zementherstellung, Zellstoffproduktion sowie der Erdölverarbeitung freigesetzt. |
Ausbreitung | Hohe Belastungswerte
treten bei niedrigen Temperaturen auf, die zu erhöhten Emissionen bei heizungsbedingten
Verbrennungsprozessen führen. Insbesondere bei Inversionswetterlagen, die
durch eingeschränkte Austauschverhältnisse gekennzeichnet sind, kommt es
zur erhöhten Anreicherung der unteren Luftschichten mit Schwefeldioxid.
Kurzzeitig erhöhte Belastungswerte im Sommer sind meist auf Ferntransporte
oder auf vertikale Austauschprozesse zurückzuführen. In der Atmosphäre reagiert SO2 zum Teil zu schwefliger Säure und Schwefelsäure, was dann wiederum zu einer Versauerung der Niederschläge, dem sauren Regen führt. |
Wirkungen | Das Reizgas wirkt
vorwiegend auf die Schleimhäute der Atemwege und Augen, was zunächst mit
Reizungen der Augenbindehaut und des Rachenraumes einhergeht und sich bei
höheren Konzentrationen ausdrückt in Niesreiz und Tränenfluss. Es führt
zum Zusammenbruch des Selbstreinigungsmechanismus
des Atemsystems und akute und chronische Atemwegserkrankungen sind die Folge.
Direkte Wirkungen
auf den Atemtrakt können Entzündungen der Luftröhre, Trachitis und der Bronchien,
Bronchitis sein. Weiterhin können krampfartige Verengungen der Bronchien,
Bronchospasmus hervorgerufen werden, die infolge des erhöhten Atemwiderstandes
Veränderungen in der Lungenfunktion verursachen. Dabei wird die Atemreserve
eingeschränkt und es entsteht Lufthunger bis zur Erstickungsangst. Besonders
gefährlich sind hierbei Wintersmog-Episoden mit erhöhter
Staubbelastung von Partikeln unter
10µm Größe in Kombination mit erhöhtem Schwefeldioxidaufkommen. In diesen
Situationen kommt es zum vermehrten Auftreten von Pseudokrupp überwiegend
bei Kleinkindern und zu besonders heftigen Reaktionen bei kranken oder alten
Menschen und kann in besonders extremen Fällen einen Erstickungstod nach
sich ziehen. Der lungengängige Schwebstaub
transportiert das angelagerte SO2 als Aerosol außerdem bis in die tieferen
Lungenbereiche, wo die sich bildenden Säuren bis zur Lungenentzündung führen
können. Der in der Atmosphäre aus SO2 gebildete saure Regen hat negative Auswirkungen auf Ökosysteme, indem er zur Versauerung der Böden und Gewässer beiträgt. Weitere negative Beeinträchtigungen sind Schäden an Gebäuden und anderen Sachgütern. |
Grenzwerte | UMAD-Dokumentation Immissionsgrenz-, -richt- und -leitwerte |
Tendenzen |
Die Immissionsbelastung
durch den klassischen Luftschadstoff Schwefeldioxid ist allgemein weit unter
die Grenzwerte zurückgegangen infolge flächendeckender Sanierung von industriellen
Altanlagen und Kraftwerken sowie durch den verstärkten Einsatz umweltfreundlicher
Heizungssysteme beim Hausbrand. Das Reizgas
hat somit heute seine ehemals dominante Rolle als Leitschadstoff für die
Gesamtluftverschmutzung in den Ballungsräumen unseres Landes verloren.
Laut Umweltbundesamt sind die Emissionen seit 1990 gegenünber 2018 um 95 Prozent gesunken. |
Links | Umweltbundesamt "Schwefeldioxid–Emissionen"; Pressemitteilung Nr.10/2020 |