Baumo Wirkungen von Luftschadstoffen auf Pflanzen und Ökosysteme

Waldbäume sind durch die anhaltende Luftverschmutzung einem Dauerstress  ausgesetzt, der zur Schwächung der einzelnen Bäume und schließlich zur Destabilisierung des Ökosystems Wald insgesamt führt. Neben den beobachteten direkten Wirkungen gasförmiger Luftschadstoffe (Schwefeldioxid, Stickstoffoxid, organische Schadstoffe und Ozon) wie Reduzierung der Photosyntheseleistung der Pflanzen und Beeinträchtigung der Wachsschicht der Blatt- und Nadeloberflächen stören übermäßige Säure- und Stickstoffeinträge in die Waldböden das natürliche biologische Gleichgewicht und stellen mittelfristig ein erhebliches Risiko dar. Die Waldböden versauern, es werden lebensnotwendige Nährstoffe aus dem Boden gewaschen und mit dem Regen in das Grundwasser gespült. Gleichzeitig werden vorher fest im Boden gebundene Stoffe wie Schwermetalle und das als Zellgift wirkende Aluminium freigesetzt, dass die Feinwurzeln schädigt. Dadurch werden die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser gestört, Nadeln und Laubblätter vergilben und werden abgeworfen. Der veränderte Stoffwechsel schwächt die Bäume und führt zu verstärkter Anfälligkeit gegenüber Pilzerkrankungen und Parasitenbefall. So stirbt der Wald schleichend und lautlos.
Besonders dort, wo der Wald die wichtige Funktion ausübt, den Boden mit seinem weitverzweigten und tiefreichenden Wurzelwerk festzuhalten, wie an den Hängen der Mittelgebirge und im Alpenraum, hätte sein flächiges Absterben katastrophale Folgen. Die Niederschläge würden kaum verzögert abfließen, die Hänge abrutschen und Lawinen ungebremst zu Tale rasen.

Durch die Entschwefelung von erdölverarbeitenden Prozessen und den Einsatz von Autokatalysatorenin konnte das Aufkommen von Schwefeldioxid und Stickoxiden als Hauptverursacher des sauren Regens seit den 80iger Jahren deutlich reduziert werden.

Alljahrlich wird im Waldschadensbericht der Zustand der Wälder anhand von ermittelten Schadstufen beschrieben. Die Schadstufen 0 bis 4 werden u.a. visuell anhand der Nadel- bzw. Blattverluste eines Baumes ermittelt. Starben in den achtziger Jahren überwiegend Nadelbäume wie Tannen und Fichten, so trifft es heute jede Baumart. 2019 haben der Anteil der Schadstufen 2 bis 4 und die mittlere Kronenverlichtung bei allen Baumarten weiter zugenommen. Die mittlere Kronenverlichtung ist im Durchschnitt aller Baumarten mit 25,1 % so hoch wie noch nie.

Waldsterben

Quelle: Bundesumweltministerium     

Ebenso verheerende Folgen hat der saure Regen in aquatischen Ökosystemen. In den einst kristallklaren, fischreichen Seen Skandinaviens setzte in den achtziger Jahren infolge Übersäuerung ein Fischsterben ohne Beispiel ein. Die Senkung der Emissionen von Schwefeldioxid und Stickoxiden in den 90er Jahren in Europa führte zu einer Erholung einiger Gewässer, teilweise zu einer Rückkehr zu vorindustriellen Säure-Gehalten.

Andauernd erhöhte Einträge von Stickstoff aus der Luft durch Ammoniack, Stickoxide und deren Folgeprodukte führen zu einer Stickstoffanreicherung in den Böden. Diese Überdüngung hat bei empfindlichen Ökosystemen wie in Hochmooren, Heiden und artenreichen Magerwiesen Veränderungen in der Artenzusammensetzung zur Folge. Ungefähr die Hälfte aller mitteleuropäischen Pflanzen ist allerdings auf stickstoffarme Standorte angewiesen.

Bei sommerlichen Ozonbelastungen sind ebenfalls erhebliche Schäden und Ertragseinbußen an landwirtschaftlichen Kulturen zu erwarten. Je höher die Ozonbelastungen, desto größer sind die entstehenden Ertragsausfälle. Je nach Witterungsbedingungen, Anbauregion und Kultur kann die Ernte um 5 bis 15 Prozent vermindert sein.

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