Luftschadstoffe/Luftverunreinigungen


"Alle Dinge sind ein Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht,
dass ein Ding kein Gift ist."
Arzt und Naturforscher Theophrastus Bombastus von Hohenheim,
 genannt Paracelsus (1493-1541)


Verändern durch menschliche Tätigkeit hervorgerufene Emissionen (Abgase aus Industrie, Verkehr oder durch land- und forstwirtschaftliche Maßnahmen) die natürliche Zusammensetzung der Luft, so handelt es sich im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes - BImSchG um Luftverunreinigungen wie Rauch, Ruß, Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe und Geruchsstoffe. Sie werden in gas- oder partikelförmige Luftverunreinigungen oder Aerosole (feinstverteilte Flüssigkeitströpfchen und Stäube) untergliedert.
Schwerwiegende Luftverunreinigungen rühren in der Regel nur von den Aktivitäten des Menschen her. Diese von Arbeit und Wohlstand, auf den heute nur noch wenige Menschen verzichten wollen, unvermeidbare Begleiterscheinung hat seit der Industrialisierung von vor ca. 100 Jahren Größenordnungen erreicht mit folgenden sich zuletzt abzeichnenden Trends:
Roter Ball Die Offensichtlichkeit von Luftverunreinigungen ist häufig nicht mehr vorhanden; man kann sie weder sehen, riechen, schmecken noch spüren z.B. auf der Haut. Vom Menschen unbemerkt können sich viele schädlichen Stoffe und radioaktive Strahlen ausbreiten. Zunehmend wird feinste Messtechnik zur "Spurenanalyse" eingesetzt.
Roter Ball Die Menge an Umweltschadstoffen ist rasant gestiegen und ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit stark beschleunigt. Mehr als zwölf Millionen Chemikalien sind registriert und jährlich kommen Tausende neue hinzu. Mehr als 100.000 von ihnen sind umweltrelevant, weil der Mensch mit ihnen in Kontakt kommt. Vor ihnen warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO, da sie alle potentiell negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können.
Roter Ball Die Luftverunreinigungen wirken sich nicht nur regional aus wie "hausgemachter" Smog, sondern zeigen weltweite Auswirkungen mit ihrem negativen Potential. Luft ist das Medium, indem sich Fremdstoffe über sehr weite Strecken am schnellsten ausbreiten und sie allgegenwärtig machen. So sind sie noch nach Jahrzehnten in der Atmosphäre anzutreffen bzw. nach der Immission auch im Wasser, dem Boden und in den Nahrungsmitteln nachzuweisen.
Luftverunreinigungen stellen eine gesundheitliche Gefährdung des Menschen dar und stören das dynamische Gleichgewicht in der Atmosphäre was z. B. Ausdruck findet in der Zunahme des Treibhauseffektes oder in der Abnahme des stratosphärischen Ozons und bedrohen damit zunehmend die gesamte Biosphäre. Dieses aufgrund der starken Luftdurchmischung globale Problem betrifft uns alle und erfordert wirksame Maßnahmen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.

Kreis-Fragezeichen

Den Inhalt des o.g. Zitats lehrte schon vor 500 Jahren der Arzt und Naturforscher Paracelsus. Schon damals bezog der Gelehrte neben der Dosis alle Wirkkomponenten wie die Einwirkzeit, die Menge und die durch sie bedingten Vor- und Begleitschäden ein. Angewendet auf die komplexe Problematik der Luftverschmutzung bedeutet dies, dass jede Luftverunreinigung bei Eintrag in Ökosysteme oder Aufnahme durch lebende Organismen oder an Sachgütern ab einer gewissen Konzentration, Einwirkzeit und Menge nachteilige Veränderungen hervorrufen kann. Sie wird in diesen Fällen und wenn sie die Funktion der als Schutzschild dienenden Erdatmosphäre negativ beeinflusst zum Luftschadstoff.
Häufige Komponenten in verunreinigter Luft, denen der Mensch permanent ausgesetzt ist, sind in hintergelegter Tabelle aufgelistet. Es liegt ganz allein am Menschen, sich der Bedrohung vor Schadstoffen aus der Umwelt zu erwehren, denn sie geht von ihm selbst aus. Alles was er in die Natur abgibt, fällt auf ihn zurück, wenn auch auf Umwegen und erst häufig nach Jahren oder Jahrzehnten.

Sind die Luftverunreinigungen nach Art, Ausmaß und Dauer ihrer Einwirkung geeignet, Gefahren, erhebliche Nachteile oder Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft herbeizuführen, so sind sie nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz - BImSchG zu beseitigen oder zu vermindern. Dazu ist es notwendig, die entsprechenden Schadstoffbelastungen aufzuspüren, deren Ursachen zu analysieren und die Luftqualität im Rahmen einer Überwachung zu beurteilen. Hauptaufgabe der Immissionsüberwachung ist die Kontrolle der Einhaltung von Bewertungskriterien der Luftqualität, einschließlich der aktuellen Information der Öffentlichkeit über besondere Belastungssituationen. Gleichzeitig bieten die Messungen eine Datengrundlage für Planungsaufgaben zur Luftreinhaltung sowie zur Überprüfung der Wirksamkeit getroffener Luftreinhaltemaßnahmen. Die Ergebnisse aller vorgenannten Aufgaben und Maßnahmen sind in Luftreinhalteplänen zur Sanierung von Gebieten und zur Vorsorge zu dokumentieren.

Besonders gefährliche Unweltschadstoffe sind die dauerhaften organischen Schadstoffe, auch Dauergifte genannt. Sie sind bereits in sehr kleinen Dosen gesundheits- und umweltschädigend, sehr langlebig und verbreiten sich weltweit in einem Prozess, der globale Destillation genannt wird. Aufgrund dieser Eigenschaften reichern sie sich in den Nahrungsketten an und können sehr lange in den natürlichen Kreisläufen ihre Schadwirkung entfalten.
Die so genannte POP-Konvention (Persistent Organic Pollutants) strebt in der im Mai nächsten Jahres stattfindenden UN-Konferenz das internationale Verbot der zwölf klassischen Dauergifte an. Letztere werden auch als "Das dreckige Dutzend" bezeichnet. In den westlichen Industrieländern sind diese Schadstoffe bereits völlig oder weitestgehend verboten. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen weitere gefährliche Stoffe in dieses Verbot einbezogen werden.

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