Das Stadtmessnetz des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin

Das Stadtmessnetz hat am Institut für Meteorologie eine lange Tradition. Erste Klimastationen wurden vom Institut im Stadtgebiet bereits in den 1950er Jahren errichtet. Dies waren Wetterhütten, die mit mechanischen Thermohygrographen und Glasthermometern ausgestattet waren.

Eine erste Modernisierung und damit der Einzug digitaler Technik erführ das Netz Mitte der 80er Jahre. Damals wurden Datenlogger vom Typ ``Metrolog`‘ beschafft. Bis zu neun Klimahütten wurden mit diesen Loggern ausgerüstet und von Kohlhasenbrück im Süden bis Eiskeller im Norden über das Stadtgebiet von Berlin (West) verteilt. Sie waren in der Lage, Temperatur und Feuchte im 10-Minuten-Takt zu messen. Diese Logger wurden mit Akku betrieben und mussten alle 4 bis 6 Wochen ausgetauscht bzw. ausgelesen werden, da die Speicherkapazität erschöpft war. Leider erwiesen sie sich als sehr störanfällig, so dass jede Station mit einem zweiten kompletten Gerätesatz ausgerüstet war.

Dieser Sachverhalt, der hohe Personalaufwand durch das regelmäßige Anfahren der Stationen sowie ständig zunehmende Reparaturkosten zwangen dazu, das Messnetz zu erneuern. An das neue System wurden folgende Anforderungen gestellt.

  1. sofortige Verfügbarkeit der gemessenen Daten durch Fernabruf
  2. ausreichende Speicherkapazität der Logger auch bei hohem Messtakt
  3. Möglichkeit der Installation zusätzlicher Messgeräte (z.B. Niederschlag)
  4. Spannungsversorgung durch Netz

Der Instrumentenhersteller THIES bietet geeignete Datenlogger sowie ein PC gestütztes Software-Paket mit dem Namen MEVIS an. MEVIS steht für Messwert-, Erfassungs-, Verarbeitungs- und Informations-System. Es ist in der Lage, automatisch zu jedem beliebigen vorgegebenen Zeitpunkt die Daten aus den Loggern auf verschiedenen Wegen (Standleitung, Telefon; Mobilfunk, Ethernet) abzurufen und im PC in einer Datenbank abzulegen. Die Daten können dann in Form von Grafiken oder Listen auf dem Bildschirm, Plotter oder Drucker dargestellt oder als Datei ausgegeben werden. Dabei ist es möglich nicht nur die einzelnen Messwerte darzustellen, sondern auch bestimmte zeitliche Mittelwerte oder Extremwerte. In den Grafiken können Messwerte verschiedener Stationen oder Elemente eines Zeitraumes kombiniert werden. Der MEVIS-PC exportiert außerdem automatisch die abgespeicherten Daten auf den Hauptdatenbankrechner des Instituts, um sie dort zu archivieren bzw. den einzelnen Nutzern zur Verfügung zu stellen.

Eine erste Station mit dieser neuen Technik wurde 1994 auf dem Flughafen Tempelhof installiert. Hier bot das alte Gebäude der Radiosondenstation des Instituts ideale Voraussetzungen, um den Datenlogger aufzunehmen. An der Station konnte nicht nur Lufttemperatur und Luftfeuchte gemessen werden, sondern an einem 12 m hohen Mast auch Windrichtung und –geschwindigkeit. Neben diesen Größen wurde in Tempelhof noch die Niederschlagsmenge, die Sonnenscheindauer, die Erdoberflächen- und Erdbodentemperatur in 2 cm Tiefe gemessen. Luftdruck und eine weitere Lufttemperatur in 12 m Höhe rundeten die Messungen dieser Station ab. Leider musste die Station im Oktober 2011 geschlossen werden.

Verfügbare Daten im Meteorologischen Institut

Abb.: Lage der Stationen im Berliner Stadtgebiet

Durch die guten Erfahrungen mit der Station auf dem Flughafen Tempelhof, wurden weitere Stationen und vor allem aber auch alle Messeinrichtungen am Institut für Meteorologie in Dahlem auf diese neue Technik umgerüstet. So gehören heute zu den klassischen Stadtmesssnetz- Stationen die Stationen „Gatow“, „Tegel- Forstamt“, „Fasanenstraße“, „Marzahn“ und das Institut für Meteorologie mit den Mess- Standorten „Fichtenberg“ (Wind, Strahlung) und „Botanischer Garten“ (Lufttemperatur, Luftfeuchte, Niederschlag, Erdbodentemperatur). Neben diesen Stationen wurden im Laufe der Jahre noch sogenannte Wassersportstationen (Wannsee, Pichelsdorf; Tegeler See, Müggelsee) aufgebaut und in das Stadtmessnetz integriert (siehe Abb.1). Sie dienen vor allem dem vom Institut für Meteorologie betriebenen „Wassersportinformationsdienst“ (Wind.met.Fu-berlin.de). Für die Forschung werden fünf Mikroklimastationen und eine Messstelle auf dem Berliner Funkturm in ca. 150m Höhe unterhalten. Weitere Datenlogger, die auf dem Institutsgelände installiert wurden, dienen ausschließlich der Lehre. Insgesamt betreibt das Institut für Meteorologie 19 Datenlogger mit ca. 190 Messfühlern, die rund um die Uhr jede Minute messen. Damit werden am Institut pro Tag ca. 270 000 Messwerte verarbeitet, kontrolliert und archiviert.

Quelle: Beiträge des Institutes für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte, Das Stadtmessnetz im Jahr 2000, Georg Mycik, Ingo Sorge und Klaus Müller; herausgegeben vom Verein BERLINER WETTERKARTE e.V., Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10, 12165 Berlin; ISSN 0938-5312 vom 14.09.2000